Neubewertungen von EinWeg mit Pfand / Mehrweg durch neue Ökobilanzen

Umweltwirkungsprofile von Getränkeverpackungen haben sich gewandelt

Einweg versus Mehrweg

Für eine faktenbasierte Bewertung der Umweltfreundlichkeit von Getränkeverpackungen sind zwingend einheitliche Kriterien nach wissenschaftlichen Standards notwendig. Nur so lassen sich objektive und ideologiefreie Grundlagen schaffen, auf denen politische und wirtschaftliche Entscheidungen getroffen werden können.

Damit die Bewertung und der Vergleich der Daten von EinWeg mit Pfand und Mehrweg untereinander möglich werden, haben das Bundesumweltministerium und das Forschungsvorhaben die „Prüfung und Aktualisierung der Ökobilanzen für Getränkeverpackungen" angestoßen. Die Projektgruppe, bestehend aus ifeu–Institut für Energie und Umweltforschung, der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) und Integrahl, wurde mit der Entwicklung von Mindestanforderungen an Ökobilanzen für Getränkeverpackungen beauftragt. Das Forschungsprojekt wurde durch einen Projektbeirat aus Wirtschaftsverbänden, Abfüllern, Handel, Entsorgern, Wissenschaft und Nichtregierungsorganisationen begleitet sowie auf dem aktuellen wissenschaftlichen Stand basierend erarbeitet. Das Vorhaben steht dieses Jahr noch vor dem Abschluss.

Die GVM kommt allerdings vorab schon in einer öffentlichen Stellungnahme an den Landtag NRW zu dem Schluss, dass die Klarheit der Aussagen hinsichtlich der Umweltwirkungsprofile von Getränkeverpackungen aus den Ökobilanzen des Umweltbundesamtes der Jahre 1995 und 2000 heute nicht mehr gegeben ist. Grund hierfür ist, dass sich zum einen die wissenschaftlichen Methoden weiterentwickelt haben und zum anderen, dass die seinerzeit verwendeten Daten heute auf keinen Fall mehr die aktuelle Marktverhältnisse abbilden. Unzweifelhaft ist, dass in den vergangenen 15 Jahren eine Reihe von Marktveränderungen stattgefunden haben, die einen Einfluss auf die Ökologie der unterschiedlichen Verpackungssysteme haben:

  • Veränderungen der durchschnittlichen Transportentfernungen auf Grund einer größeren Reichweite der Marken und in Folge der Konzentration der Abfüllmengen
  • Diversifizierung des Marktes durch eine Vielfalt neuer Getränke und Getränkevarianten
  • Individualisierung der Packmittel v. a. bei Mehrweg (1.500 Individualflaschen bei Bier und Wässern, 3.000 unterschiedliche Kästen)
  • Veränderung der Umlaufzahlen. Bierflaschen werden heute nur noch bis zu 20-mal wiederbefüllt (Krombacher, Nachhaltigkeitsbericht, 2015). Im Jahr 1995 in der UBA I-Ökobilanz galt bei Bier der Arbeitswert von 50 Umläufen. Die Deloitte-Studie geht von 23 bis 38 Umläufen im Durchschnitt aus, bei Individualgebinden von 4 bis 25.
  • Einsparungen bei Packmitteleinsatzgewichten (Gramm pro Verpackung) bei Einweg (Verhältnis Dose oder PET zu Glas Mehrweg 1:17)
  • Hohe Erfassungs- und Verwertungsquoten in Folge der Bepfandung meist ohne aufwändige Sortierung bei Einweg (Rücklaufquote von 98,5 Prozent, Quelle PWC Studie 2013)
  • Littering, das ebenfalls in Folge der Bepfandung kaum mehr vorhanden ist

Beide Pfandsysteme – EinWeg mit Pfand und Mehrweg – müssen daher auf ihre spezifischen Eigenschaften hinsichtlich des Gewichts, der Rück-, Umlauf- und Recyclingquoten sowie der Transportdistanzen mit Blick auf eine optimierte Marktversorgung entlang der erarbeiteten UBA-Kriterien für Ökobilanzen begutachtet und neu bewertet werden. Eine Instrumentalisierung der Verpackungsverordnung durch den unsachgerechten Ruf nach einer Zwangsabgabe für bepfandete Einwegverpackungen, um strukturpolitische Ziele in der Getränkeindustrie zu erreichen, wird dem eigentlichen Sinn der Verpackungsverordnung nicht gerecht – nämlich der Abfallvermeidung, Ressourcenschonung und Energieeffizienz.

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