Wertstoffkreislauf: Mit Innovationen Abfall vermeiden

Abfallvermeidung durch Innovationen

Folien, Plastikschalen, Karton – noch im Handel trennen einige Konsumenten bereits den Abfall vom Einkauf. Dennoch sammelt sich in den Haushalten ein enormer Müllberg an. Mögliche Alternativen zur Wegwerfgesellschaft zeigt die Europäische Woche der Abfallvermeidung, die vom 17. bis zum 25. November stattfindet. Unter dem diesjährigen Motto „Bewusst konsumieren & richtig entsorgen“ ruft der Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) zum Umdenken auf.

Hintergrund der Aktion

Den Abfall europaweit zu reduzieren, ist das Ziel der Aktionen Europäische Woche der Abfallvermeidung und Let’s Clean Up Europe. Initiiert von der Europäischen Kommission im Jahr 2009, fanden die Kampagnen erstmals im Jahr 2010 statt. In den ersten Jahren vom Naturschutzbund NABU koordiniert, übernahm der Spitzenverband der kommunalen Abfallwirtschaft in Deutschland im Jahr 2014 die nationale Koordination. Eine Woche lang dreht sich auch in diesem Jahr alles um die ersten Stufen der Abfallhierarchie: um Abfallvermeidung und Wiederverwertung.

Abfall vermeiden: Ein Wertstoffkreislauf ist unverzichtbar

Ressourcen zu schonen und Rohstoffe nach ihrer Nutzungsdauer für neue Produkte wiederzuverwerten, ist Ziel des Kreislauf- und Abfallgesetzes, das Anfang Oktober 1996 in Kraft trat. Der Wertstoffkreislauf EinWeg mit Pfand setzt dieses zentrale Bundesgesetz seit der Einführung des DPG-Pfandsystems im Jahr 2006 aktiv um. Seitdem überzeugt der Industriezweig aus Getränkehersteller, Handels-, Verpackungs- und Recyclingunternehmen durch zahlreiche Innovationen und nachhaltiges Handeln. Wie einige Unternehmen Abfall vermeiden und den Plastikeinsatz reduzieren, verdeutlicht eine kleine Auswahl einiger BGVZ-Mitglieder.

© Lidl

PET-Flaschen aus 100 Prozent Rezyklat

Laut einer Umfrage der Unternehmensberatung PwC wünschen sich mehr Verbraucher nachhaltigere Verpackungen und weniger Verpackungsmaterial. Lidl realisiert dieses Anliegen konsequent und treibt Prozesse der Kreislaufwirtschaft flächendeckend und national voran. So schuf der Discounter bei den PET-Flaschen der Eigenmarken „Saskia“ und „Freeway“ einen eigenen Recyclingkreislauf. In jeder Flasche gewährleistet dieser einen Rezyklat-Anteil von mehr als 60 Prozent. Doch schon jetzt führt Lidl Flaschen mit einem 100 Prozent Rezyklat-Anteil! Das bedeutet: Für diese Produktion werden ausschließlich alte PET-Flaschen verwendet. Damit ist es dem Unternehmen gelungen, jährlich über 100.000 Tonnen CO2 einzusparen. Ein Abfüllen in einem nur 180 Kilometer entfernten Getränkewerk schließt den vorbildlichen Kreis.

Ebenso ernst ist Lidl das Recycling, wenn es um Folienmaterial aus den Logistiklagern geht. Hier liegt der Recyclinganteil von Plastik und Folien in den Filialen und Logistikzentren bei 100 Prozent, so Jan Bock, Geschäftsleiter Einkauf bei Lidl Deutschland.1 Gleichzeitig betont er, dass mit Fach-Organisationen und anderen Unternehmen kooperiert werden muss, um den Plastikabfall zu vermeiden. Bei dem Wertstoffkreislauf EinWeg mit Pfand ist dieses nicht anders: Jedes Unternehmen muss seine Stärken einbringen, um diesen wertvollen Kreislauf aufrechtzuerhalten.

© Hydro

45 Millionen Euro für eine neue Recyclinganlage2

Europaweit werden pro Jahr mehr als 32 Milliarden Dosen – das entspricht 450.000 Tonnen Aluminium-Getränkedosen (UBC – used beverage cans) – verwertet. Innovative und leistungsstarke Anlagen sind hierfür erforderlich. Vor allem, da Dosen in Europa verschieden gesammelt werden. Eine besondere Recyclinganlage des Aluminiumunternehmens Hydro startete Anfang Mai 2016 im nordrhein-westfälischen Neuss den Betrieb. Hier können jährlich bis zu 50.000 Tonnen gebrauchte Getränkedosen recycelt werden. Aus diesen fertigt das Unternehmen Material für neue Dosendeckel, Dosenverschlüsse sowie für Dosenkörper.

Kein Werk wie jedes andere

Das relativ neue Werk unterscheidet sich erheblich von anderen: Das unternehmenseigene Forschungszentrum konzipierte für dieses ein patentiertes Sortierverfahren, mit dem sogar bis zu 20 Prozent verunreinigtes Eingangsmaterial verarbeitet werden kann! Wie der Vorstandschef des Konzerns, Svein Richard Brandtzæg, verdeutlicht, macht das „die Recyclinganlage zum besten Platz für jede gebrauchte Getränkedose.“ Nachhaltiges Recycling braucht Innovationen und Investitionen der gesamten Recyclingbranche. Mit dieser Recyclinganlage bekräftigt das Unternehmen eindrucksvoll seine Position als Investitionsführer der Branche.

350.000 Tonnen weniger CO2-Emissionen

Gegenüber dem Einsatz von Hüttenaluminium reduziert das Recycling gebrauchter Getränkedosen in der Neusser Anlage 350.000 Tonnen CO2-Emissionen. Doch aus alten Dosen werden nicht nur neue. So fertigt Hydro beispielsweise auch Walzprodukte für Verpackungen, die Arzneien und Lebensmittel schützen, sowie Karosseriebleche für die Automobilbranche. Das Unternehmen legt Wert auf eine effiziente und ressourcenschonende Wertschöpfungskette und agiert entsprechend.

© Carlsberg

Nachhaltige Multi Packs: Kleben statt verpacken3

Mit dem eigenen Nachhaltigkeitsprogramm „Together Towards ZERO“ und dem Nature MultiPack schlägt die Carlsberg Gruppe eine klare Richtung ein: die umweltbewusste Verpackungslösung Snap Pack ersetzt Schrumpfverpackungen. Statt Multipacks zu verpacken, werden diese geklebt. Und zwar so, dass ein stabiles Gebinde entsteht und Verbraucher die Dosen dennoch leicht trennen können. Erst im September erfolgte die Weltpremiere dieser innovativen Lösung, die eine enorme Wirkung haben wird. Herr Cees ’t Hart, CEO Carlsberg Gruppe, erklärt, dass sie „das Plastikabfallaufkommen signifikant reduzieren (...)“ wird. Bis zu 76 Prozent weniger Kunststoff bei den Dosen erhofft die Brauereigruppe durch die Abkehr von Schrumpfverpackungen. Im ausgerollten Zustand bedeutet das: 1.200 Tonnen weniger Kunststoff!

Kunden legen Wert auf Nachhaltigkeit

Vor der Entwicklung betrieb Carlsberg intensive Marktforschungen. Das Resultat zeigt, dass Konsumenten auf Nachhaltigkeit achten und diese sogar eines der wichtigsten Kaufkriterien ist. Mit der anschließend ins Leben gerufenen Initiative „Together Towards ZERO“ reagierte Carlsberg entsprechend. Hierbei geht es nicht einzig um den Verzicht von Schrumpfverpackungen. Durch Abfallvermeidung, erweitertes Recycling und Materialwiederverwertung sollen Kohlendioxidemissionen reduziert werden. Das Nature MultiPack zeigt deutlich, wohin die Reise geht: zu mehr Nachhaltigkeit. Der Verkauf startete bereits in Großbritannien und Norwegen. Im Jahr 2019 wird es in Dänemark eingeführt.

Nachhaltiges Agieren muss alltäglich werden, um die Umwelt und die kostbaren Ressourcen zu schonen. Hier sind die Konsumenten und Unternehmen gleichermaßen gefordert. Dass immer mehr Verbraucher Wert auf weniger Verpackung und Nachhaltigkeit bei der Herstellung von Produkten legen, ist der richtige Schritt. Wie Unternehmen Hand in Hand arbeiten und Millionenbeträge investieren, um auf den Einsatz von Rohstoffen zu verzichten, belegt der Wertstoffkreislauf EinWeg mit Pfand eindrucksvoll.

Quellenangaben

1 https://www.presseportal.de/pm/58227/3866371"
2 https://www.hydro.com/de/hydro-in-deutschland/Presse/Nachrichten/2016/Hydro-startet-neue-Recyclinganlage-Der-beste-Ort-fur-gebrauchte-Getrankedosen
3 https://www.industr.com/de/carlsberg-fuehrt-neuartige-verpackung-fuer-sein-dosenbier-ein-2350131

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