EinWeg mit Pfand landet im Pfandautomaten und nicht im Meer

EinWeg mit Pfand landet im Pfandautomaten und nicht im Meer

Es ist eine Bedrohung für Tiere und Menschen – und das weltweit: Plastikmüll, der die Ozeane belastet. Jahr für Jahr landen global 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen1 in den Meeren. Es sind vor allem China, Indonesien, die Philippinen und Vietnam, die für den meisten Plastikmüll sorgen. Länder ohne Wertstoffkreisläufe und Pfandsysteme, die den Abfall verursachen. Zudem fehlt dort oft das ökologische Bewusstsein und Handeln der Verbraucher. EinWeg mit Pfand funktioniert dagegen. Und das hervorragend. Zusätzlich sind die Konsumenten hierzulande meist umweltbewusster: Um das Pfandgeld zu erhalten, bringen sie die leeren Getränkeverpackungen zurück zu den Pfandautomaten und führen diese so dem Wertstoffkreislauf – und damit dem Recycling – wieder zu. Für den Plastikmüll im Meer ist EinWeg mit Pfand daher nicht verantwortlich.

Ein Runder Tisch gegen Meeresmüll

Verglichen mit den größten Verursachern, landet aus Deutschland nur ein Bruchteil des Plastiks im Meer. Dennoch hat Deutschland längst agiert, um den Plastikabfall zu verringern. Am 18. März 2016 riefen das Bundesumweltministerium, das Umweltministerium Niedersachsen und das Umweltbundesamt den Runden Tisch Meeresmüll ins Leben. Dieser erörtert Konzepte und koordiniert und unterstützt nationale Maßnahmen. Zugleich ist er eine Informationsplattform mit 130 Experten.2 Der Runde Tisch umfasst Stellvertreter aus Abwassermanagement, Einzelhandel, Fischerei, Kosmetikindustrie, Kunststoffindustrie, Reifenindustrie, Schifffahrt, Tourismus, Umweltverbände, Wissenschaft, Bundes-, Kommunal- und Landesbehörden sowie -politiker.3

Wie kommt der Abfall in die Meere?

Jährlich gelangen 20.000 Tonnen Abfall in die Nordsee. Differenziert wird zwischen dem Abfall, der über die See und dem Abfall, der übers Land in die Meere gelangt. Für den seeseitigen Müll sind unter anderem die Fischerei, Aquakulturanlagen, die Schifffahrt und Offshore-Installationen4 verantwortlich. So bestehen 30 Prozent des Abfall an der deutschen Nordseeküste aus Netzen und Netzresten.5 Landseitig kommt der Müll beispielsweise durch Freizeit- und Tourismusaktivitäten, kommunale Abfälle, über Flüsse, Kanäle, Kläranlagen und Niederschlagseinleitungen in die Meere.6 Für die meisten Einträge in die Ostsee sind vor allem Strandbesucher verantwortlich. Hier ist mehr Umweltbewusstsein gefragt.

Woher kommt der Abfall?

Es sind besonders Entwicklungs- und Schwellenländer mit direktem Zugang zu großen Meeren, die den meisten Abfall verursachen. Das erklärt Frank Welle, Chemiker am Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung.7 „’Die Vorstellung, Flaschen oder Tüten aus Deutschland landeten in den Weltmeeren, ist absurd,’ sagt Welle.“8

EinWeg mit Pfand wird recycelt

Noch immer behaupten Gegner von Plastikflaschen unbeirrbar, dass diese schlechter als Mehrwegflaschen seien. Der Chemiker Frank Welle ist es leid. „Dass Einweg schlecht ist und Plastik böse, kann ich schon lange nicht mehr hören.“9 Die Einführung des Pfandsystems betrachtet er sehr positiv. Schließlich führen die Verbraucher 98,5 Prozent der leeren PET-Flaschen durch die Rückgabe in den Pfandautomaten zurück in den Wertstoffkreislauf. Diese werden anschließend sortiert, gereinigt, gemahlen, geschmolzen und zu Rezyklat verarbeitet. Aus diesem entstehen neue Flaschen oder ganz andere Produkte wie beispielsweise Textilien.

Was recycelt wird, landet nicht im Müll

Jahr für Jahr erspart das Recycling von PET-Getränkeflaschen etwa sechs Kilogramm Plastikmüll – und das pro Kopf!10 Der Wertstoffkreislauf von EinWeg mit Pfand hat sich in den letzten Jahren durch Investitionen in Milliardenhöhe und Innovationen vorbildlich entwickelt. Für andere Produkte aus Kunststoffen ist er dagegen noch unterentwickelt.

Kunststoffe brauchen einen Wertstoffkreislauf11

Die Wiederverwertung von Kunststoffen nach ihrer Nutzungsphase hat erhebliche Mängel. Die technischen Möglichkeiten sind noch lange nicht voll ausgeschöpft. Im Gegenteil. Statt Kunststoffe nach ihrer Nutzung einfach als Abfall abzustempeln, sollte ihre Relevanz als Ressource erkannt und daher recycelt werden. Hier sind die Hersteller in der Pflicht – auch und gerade in den Schwellenländern. Der Aufbau einer funktionierenden und nachhaltigen Kreislaufwirtschaft würde sich lohnen. So würde diese den unkontrollierten Mülleintrag ins Meer global erheblich senken. Vor allem zwei Dinge sind hierfür erforderlich: Informationsaustausch und Vernetzung.

Vernetzung zeichnet auch den Wertstoffkreislauf bei EinWeg mit Pfand aus. Hinter diesem steht ein ganzer Industriezweig, der aus Getränkeherstellern, Handels-, Verpackungs-, Getränke- und Recyclingunternehmen besteht.

Die Voraussetzungen müssen gegeben sein

Wie bei der Einführung des Pfandsystems im Jahr 2003 sollten gesetzliche Grundlagen für die Errichtung eines Wertstoffkreislaufs für Kunststoffe geschaffen werden. Vorgeschriebene Quoten geben maßgeblich Antrieb.12 Das heißt: Nicht nur engagierte Hersteller von Kunststoffen sind gefragt, sondern auch politische Voraussetzungen.

Nachhaltiges Agieren ist jedoch nicht nur in Europa gefordert. Um den globalen Plastikmüll in den Meeren zu bekämpfen, muss global gehandelt werden. Entsprechend müssen Wertstoffkreisläufe gesetzlich vorgegeben und aufgebaut werden. Denn eines ist klar: Länder mit Getränke-Pfandsystemen sind nicht dafür verantwortlich, dass PET-Getränkeflaschen im Meer landen.

Quellenangaben

1 https://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten/plastik/unsere-ozeane-versinken-im-plastikmuell/plastikmuell-im-meer-die-wichtigsten-antworten/#c75375

2, 3, 4, 5, 6 Helmut Schmitz: Marine Litter Ursache und Lösungsansätze, Forum Grüner Punkt, 21.09.2017

7, 8, 9. 10 Jörg Burger: Du Flasche!; Zeit Magazin 4; 08/2018, 21.11.2018

11, 12 Helmut Schmitz: Marine Litter Ursache und Lösungsansätze, Forum Grüner Punkt, 21.09.2017

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