PET – eine runde Sache

Dr. Isabell Schmidt vom Forum PET im Interview

Die erste PET-Flasche wurde bereits 1973 entwickelt. Es benötigte weitere 17 Jahre bis die 1,5-Liter-PET-Flasche, wie wir sie kennen, als „unkaputtbare“ Flasche auf den deutschen Markt kam. Heute liegt der Anteil an PET-Flaschen im Bereich Wasser über 70 Prozent und ist damit die meistverkaufte Getränkeverpackung in Deutschland.

Dr. Isabell Schmidt, Forum PET in der IK - Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V.

Doch wie kam es zu diesem Wandel und wie kann PET (Polyethylenterephthalat) ökologisch punkten? Frau Dr. Isabell Schmidt, zuständig für den Bereich Umwelt und nachhaltige Entwicklung bei der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e. V. und Leiterin des Forum PET, setzt sich für die ökologische Optimierung von PET-Flaschen und Kreislaufführung des Rohstoffes PET durch hochwertiges Recycling in Deutschland und Europa ein.

Katrin Barz: In Deutschland wurden 2013 rund 15 Milliarden PET-Flaschen verkauft und das ist nur der Anteil der Flaschen, die mit 25 Cent bepfandet sind. Eine stolze Summe! Wie kam es zu diesem Wandel?

Dr. Isabell Schmidt: In Deutschland dominierten noch in den 90er Jahren Glas-Mehrwegflaschen für Wasser und andere alkoholfreie Getränke. Die Verbraucher fanden jedoch zunehmend Geschmack an den leichteren und unzerbrechlichen PET-Flaschen, die viele bereits aus dem Ausland kannten. Im Jahr 2002 hatten die PET-Flaschen die Glasflaschen schon leicht überholt. Von den PET-Flaschen war damals aber noch über ein Drittel Mehrwegflaschen.

Die 25 Cent Pfand auf Einweggetränkeverpackungen wurden im Jahr 2003 durch den ehemaligen Umweltminister Trittin eingeführt, um den einknickenden Mehrweganteil stabil zu halten. Seitdem sind pfandpflichtige Einweggetränkeverpackungen einheitlich mit dem Logo der Deutschen Pfandgesellschaft (DPG) gekennzeichnet. Gleichzeitig wurde der Handel zur Rücknahme aller pfandpflichtigen Einweggetränkeverpackungen der Materialart verpflichtet, die sie verkauften.

Seine beabsichtigte Lenkungswirkung verfehlte das Pfand jedoch. Der Trend zur PET-Einwegflasche setzte sich in den Folgejahren ungebremst fort – trotz oder vielleicht gerade wegen des Pfandes! Denn trotz der zusätzlichen Mühe scheinen die Verbraucher die Pfandrückgabe zu schätzen, weil sie damit etwas für die Umwelt tun und die leeren Flaschen keinen Platz mehr im Gelben Sack verbrauchen.

Aus Umweltsicht war das Pfand auf jeden Fall ein Erfolg. Denn es half dabei, ein PET-Recycling von höchster Qualität aufzubauen und das Littering durch PET-Flaschen zu minimieren.

Katrin Barz: Dann war die Pfandeinführung auf Eiweggetränkeverpackungen aus heutiger Sicht ein voller Erfolg und hat die beim Verbraucher beliebten Flaschen gleichzeitig ökologischer gemacht?

Dr. Isabell Schmidt: Definitiv ja. Nach Inkrafttreten des Einwegpfands mussten Industrie und Handel die notwendige Infrastruktur für die Rücknahme der bepfandeten PET-Flaschen und Aluminium-Dosen aufbauen. 10 Jahre später werden Rücknahmequoten von 96 Prozent über das DPG System erreicht. Ein System, das von den Verbrauchern gelebt wird und die Grundlage für den qualitativ hochwertigen Recyclingkreislauf bei Einweggetränkeverpackungen bildet. Das Pfand hat auch nachweislich dazu geführt, dass weniger Müll auf Straßen und Plätzen liegt.

Doch nicht nur das Recycling hat dazu beigetragen, dass die Einwegflaschen ökologischer wurden. Durch zusätzliche Investitionen in die Gewichtsreduktion von Einwegflaschen – durchschnittlich über 19 Prozent seit 2004 – sparen wir nicht nur Rohstoffe ein, sondern verringern auch Treibstoffverbrauch und CO2-Emission beim Transport. Auch wird bei der Herstellung der Flaschen durch gezielte technologische Weiterentwicklung Energie eingespart – zum Teil bis nahezu 70 Prozent.

Pfandpflichtige PET-Getränkeflaschen bestehen zudem im Schnitt zu einem Viertel aus Recyclingmaterial und die Industrie arbeitet mit Hochdruck daran, den Rezyklat-Anteil zu erhöhen, denn pro Tonne Recyclingmaterial werden ca. 1,6 Tonnen CO2 eingespart.

Katrin Barz: Oft wird behauptet, dass Wässer aus PET-Flaschen Hormonaktivitäten zeigen bzw. krebserregende Substanzen in die Wässer gehen. Was sagen Sie zur Qualität bzw. Unbedenklichkeit der Wässer in PET-Einwegflaschen?

Dr. Isabell Schmidt: Zunächst möchte ich betonen, dass der Begriff „natürliches Mineralwasser“ ein Gütesiegel und damit eine Qualitätsgarantie für den Verbraucher ist. In Deutschland unterliegt es – wie kein anderes Lebensmittel – häufigen Kontrollen.

In der öffentlichen Diskussion ist immer wieder von Phthalaten, die als Weichmacher verwendet werden, die Rede. Sie sollen hormonähnliche Auswirkungen haben. Zur Herstellung von PET-Flaschen werden jedoch Phthalate und auch andere Weichmacher nicht eingesetzt. Dies bestätigt auch eine Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) aus dem Jahr 2015. Überdies würde die Beigabe von Weichmachern auch keinen Sinn machen, denn die Flaschen würden hierdurch ihre Stabilität verlieren. Diese falsche Annahme hält sich aber leider hartnäckig, was wohl an der Ähnlichkeit der Worte Phthalat und Polyethylenterephthalat liegt, wie PET ausgeschrieben heißt.

Fälschlicherweise wird von den Medien auch behauptet, dass Bisphenol A (BPA) in PET-Flaschen enthalten sei. Diese Behauptung entspricht ebenfalls nicht der Realität. Zwar kann BPA in Gegenständen aus Kunststoffen enthalten sein, jedoch nicht in PET-Flaschen.

Katrin Barz: Der PET-Industrie wir immer wieder vorgeworfen, dass zu viele PET-Flaschen nicht wieder zu einer Flasche werden, sondern thermisch verwertet sprich verbrannt werden. Wie sind hier die aktuellen Zahlen?

Dr. Isabell Schmidt: Aktuelle Studienergebnisse zeigen, dass ca. 94 Prozent der PET-Getränkeflaschen recycelt werden. Bei den pfandpflichtigen Einwegflaschen sind es sogar stolze 97,2 Prozent. Für die energetische Verwertung bleibt also nicht allzu viel übrig. Aus dem rezyklierten Material entstehen zu 32,1 Prozent wieder neue PET-Flaschen. Der Rest wird beispielsweise zu PET-Folien und Fasern für die Textilindustrie verarbeitet. Dass PET-Rezyklat die Zulassung für Lebensmittelverpackungen erhält, zeugt von der hohen Qualität und Reinheit des Recyclings.

Katrin Barz: Wie funktioniert denn das Recycling von PET genau?

Dr. Isabell Schmidt: Dies erklärt der vom Forum PET produzierte Kurzfilm am besten:

Katrin Barz: Was können die Politik, die Industrie und der Verbraucher dazu beitragen, damit PET auch in Zukunft einem hochwertigen Recycling zugeführt werden?

Dr. Isabell Schmidt: Die Grundlage für ein hochwertiges Recycling ist die Rückführung der PET-Flaschen durch den Verbraucher. Denn das ermöglicht eine besonders sortenreine Flaschensammlung. Deswegen ist es wichtig, dass das Pfandsystem bestehen bleibt, damit der Verbraucher auch weiter einen Anreiz hat, die Flasche zurückzugeben.

2013 gründeten die Unternehmen aus der PET-Wertstoffkette die Gütegemeinschaft „Wertstoffkette PET-Getränkeverpackungen e. V.“. Ziel der RAL-Gütegemeinschaft ist die ökologische Weiterentwicklung der PET-Getränkeflasche und die Schließung des PET-Wertstoffkreislaufs. Die Mitglieder unterwerfen sich dabei freiwillig den Prüfkriterien und arbeiten an der schrittweisen Erhöhung des Rezyklatanteils in den PET-Flaschen.

 

Das Forum PET stellt sich vor

Forum PET in der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e. V.

Dr. Isabell Schmidt, Leiterin Forum PET
Kaiser-Friedrich-Promenade 43
61348 Bad Homburg

Telefon: 06172 / 92 66 67
Fax: 06172 / 92 66 69

E-Mail: info@forum-pet.de
Internet: www.kunststoffverpackungen.de

Die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e. V. vertritt als Bundesverband die Interessen der Hersteller von Kunststoffverpackungen und Folien in Deutschland und Europa. Das Forum PET in der IK setzt sich für die ökologische Optimierung von PET-Flaschen und die Kreislaufführung des Rohstoffes PET durch hochwertiges Recycling in Deutschland und Europa ein. Die Mitglieder des Forum PET stammen aus der gesamten Wertschöpfungskette und umfassen PET-Erzeuger, Preform- und Flaschenhersteller, Verschlusshersteller, Getränkeabfüller, Recycler und Maschinenhersteller.

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