Informationsblatt zu den GVM-Studien – Erläuterungen, Einordnungen und Quellen

GVM-Studie

Im März 2020 hat der Bund Getränkeverpackungen der Zukunft GbR (BGVZ) zwei Studien der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) zu den aktuellen Marktverhältnissen im Getränkemarkt (siehe Beitrag) veröffentlicht. Der Anlass war die für 2021 geplante Evaluierung der 70-Prozent-Zielquote für Mehrweggebinde im Verpackungsgesetz und die damit verbundene Debatte, wie sich der Markt für Getränkeverpackungen in Zukunft ökologisch sinnvoll regulieren lässt. Diese Debatte sollte sachlich und wissenschaftlich begründet sein. Mit den GVM-Studien zur (1) Marktanalyse der Individual-Mehrwegflaschen sowie (2) den Auswirkungen auf den deutschen Markt für Getränkeverpackungen bei einem Mehrweganteil von 70 Prozent leisteten wir hierzu unseren Beitrag. In den vergangenen Monaten haben wir die Studienergebnisse mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Verbänden und NGOs kritisch diskutiert. Das konstruktive Feedback schätzten wir sehr. Die häufigsten Fragen und Erläuterungen zu den Studienergebnissen und deren Quellen haben wir in Abstimmung mit der GVM im Folgenden zusammengefasst.

Über die der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM)

Spezialisiert auf die Verpackungsmarktforschung, führt die in Mainz ansässige GVM Auftragsstudien für den europäischen Markt durch. Zu den Kunden zählen Ministerien, Bundesämter sowie Unternehmen aus Industrie und Handel. Verpackungskompetenz, Verpackungsmärkte, Prognosen sowie die Verpackungsgesetzgebung in Deutschland und Österreich zählen zu den Kernkompetenzen des inhabergeführten Unternehmens. Neben der Unabhängigkeit von Wirtschaft, Verbänden und Politik ist die eigene Datenbank ein Kennzeichen der GVM. Diese wird stets aktualisiert und erlaubt eine enorme Informationstiefe, mit ca. 67 Mrd. Gebinden für alkoholfreie Getränke und Bier pro Jahr und Daten seit 1977.

Einige der an den BGVZ gerichteten Rückfragen zu den Studienergebnissen beziehen sich explizit auf Parameter aus der internen GVM Datenbank. Wir bitten um Verständnis, dass der BGVZ zu diesen GVM-internen Daten keine Angaben machen kann.

Definition und Datenumfang bei Individual-Mehrwegflaschen

Die GVM-Studie definiert Individual-Mehrwegflaschen anhand von folgenden Kriterien:

  • Keine übergeordnete Pool-Organisation
  • Kreislaufsystem von Mehrweggebinden, an dem nur ein Abfüller beteiligt ist
  • Individuelle Gebinde (z. B. Relief-Flaschen), die nur von einem Hersteller befüllt werden

Mittels dieser Definition wurden im Rahmen der GVM-Studie 10 Mrd. Individual-Mehrwegflaschen für den deutschen Markt in 2017 berücksichtigt. Die Daten entstammen der umfangreichen GVM-Datenbank. Die Studie listet beispielhaft die führenden Abfüller von Individual-Mehrwegflaschen im Anhang auf.

Marktanteile von Gastronomie-Flaschen bei Individual-Mehrwegflaschen

Insgesamt beträgt der Anteil von Gastronomie-Mehrwegflaschen an dem Getränkeverbrauch in Individual-Mehrwegflaschen 22 Prozent (alle Segmente)1.

  • Segment Wässer: Der Anteil von Gastronomie-Mehrwegflaschen beträgt 20 Prozent an dem Wasserverbrauch in Individual-Mehrwegflaschen
  • Segment Erfrischungsgetränke: Der Anteil von Gastronomie-Mehrwegflaschen beträgt 27 Prozent an dem Erfrischungsgetränkeverbrauch in Individual-Mehrwegflaschen
  • Segment Bier: Der Anteil von Gastronomie-Mehrwegflaschen beträgt 19 Prozent an dem Bierverbrauch in Individual-Mehrwegflaschen

 

1 GVM 2020

Definition Abfallbelastung im 70-Prozent Szenario

Die Studie zur Umsetzung der 70-Prozent-Mehrwegquote untersucht unter anderem auch die Entwicklung der Abfallbelastung im Zielszenario. „Abfall“ wird hier als Abfallbelastung nach Recycling definiert. Die Abfallbelastung nach Recycling beschreibt die Packmittelmenge abzüglich des stofflich verwerteten Anteils. Für Einwegflaschen wurde der nicht stofflich verwerte Anteil ebenfalls in die Kalkulation einbezogen. Die Kernaussage der Studie in diesem Bereich lautet: Die Abfallbelastung nach Recycling sinkt bei einem Mehrweganteil von 70 Prozent nicht.

Datengrundlage Mehrkosten im 70-Prozent-Szenario

Das Kapitel „Mehrkosten durch den Verbraucher“ bezieht sich auf die jeweils wichtigsten Packmittel der Bereiche Einweg PET sowie Mehrweg PET und Mehrweg Glas im Bereich Mineralwasser. Diese sind die 1,5-Liter-Einweg-PET-Flasche, die 1 Liter Mehrweg-PET-Flasche und die 0,75 Liter-Mehrweg-Glasflasche. Durch die enorme Bedeutung der Eigenmarken im LEH im Bereich der 1,5 Liter-EW-PET-Flasche kommt hier ein vergleichsweise niedriger Durchschnittspreis von 15 Cent/Liter zustande. Im Bereich der 1 Liter-Einweg-PET-Flaschen ist der Anteil der Markenwasser deutlich höher, daher kommt hier auch der vergleichsweise teure Preis von 42 Cent/Liter zustande. Der Gfk ConsumerScan und die GVM-Datenbanken wurden hierzu verwendet.

Datengrundlage für Transportentfernungen

Die durchschnittliche Transportentfernung für die GVM-Studien wurde auf Basis der Daten der Deloitte-Studie 20132 verwendet. Dies gilt auch für die substituierten Flaschen. Grund dafür ist, dass die Mehrweganlagen wegen des erhöhten Platzbedarfs in der Regel nicht in die Einweg-Abfüllanlagen eingebaut werden können.

Die mit den Transportentfernungen assoziierten CO2-Emissionen der LKW-Fahrten basieren auf Daten des Handbuchs der Emissionsfaktoren (Version 4.1). Gerechnet wurde mit durchschnittlichen Größen, durchschnittlicher Beladung und durchschnittlichem Fahrprofil. Die Packmittelgewichte beruhen auf Daten der GVM-Datenbank. Das Bezugsjahr der Studie ist auch hier 2017.

In der ökologischen Bewertung der unterschiedlichen Getränkeverpackung spielen die Transportentfernungen eine entscheidende Rolle. Grundsätzlich wäre eine einheitliche, neue Ermittlung von Transportentfernungen, Sortierfahrten und dem damit verbundenen CO2-Ausstoß im Rahmen einer neuen Ökobilanz wissenschaftlich sinnvoll. Es zeigte sich klar, dass die vorhandenen Ökobilanzen nicht mehr repräsentativ für die Marktverhältnisse (siehe IFEU Studie 2018) sind. Daher müssen die Daten anhand anderer Quellen erhoben werden. Dafür sind neue Ökobilanzen für den Getränkemarkt unerlässlich.

2 Deloitte 2013, Umlaufzahlen und Transportentfernungen in der Getränkeindustrie, Seite 61 folgende

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