Getränkeverpackungen und ihre Recyclingverfahren

Getränkeverpackungen und ihre Recyclingverfahren

Pfandautomat, Gelber Sack bzw. Gelbe Tonne, Glascontainer – leere Getränkeverpackungen wie beispielsweise Mineralwasser, Bier, Softdrinks, Milch, Gemüsesäfte und Wein werden unterschiedlich entsorgt und recycelt. Die nachhaltige Herstellung neuer Produkte senkt den erforderlichen Energieverbrauch und schont wichtige Ressourcen. Was genau mit den unterschiedlichen Verpackungen geschieht, nachdem Verbraucher diese entsorgt haben, zeigt dieser Überblick.

© Lidl - Jede Flasche zählt

Das Recyclingverfahren bei der EinWeg PET-Flasche mit Pfand1

Deutschlandweit ist das Bild bekannt: Verbraucher füttern die im Handel bereitstehenden Pfandautomaten. Genau in diesem Moment startet das Recyclingverfahren der leeren EinWeg mit Pfand PET-Flaschen. Gesammelt, vorsortiert und gepresst werden sie bereits vor Ort. Beliefert ein LKW den Handel mit neuen Getränken, erfolgt nach dem Abladen das Aufladen der leeren Verpackungen. Vom Handel aus geht der Transport in ein Zentrallager, in diesem werden die Verpackungen zu einem platzsparenden Ballen gepresst. Ein einziger LKW kann so 400.000 PET-Flaschen zu einem Recyclingwerk transportieren! Das Ergebnis: Es sind weitaus weniger Transporte erforderlich. Dieses wiederum senkt die schädlichen CO2-Emissionen und führt zu weniger Verkehrauskommen und Stau auf den Straßen. Angekommen im Recyclingwerk werden die EinWeg mit Pfand PET-Flaschen nach Farben sortiert und die Deckel sowie die Etiketten entfernt und ebenfalls recycelt. Es folgt das Waschen, Trocknen und Schmelzen. Anschließend steht das Mahlen zu Granulat auf dem Programm. Das Granulat ist das Rezyklat, also das Recyclingprodukt. Für die Getränkeabfüller produziert die Kunststoffverarbeitung die Preforms, dies sind die Vorformlinge der PET-Flaschen, indem das Rezyklat mit neuem PET-Kunststoff geschmolzen wird. Schon jetzt bestehen diese Vorformlinge aus bis zu 60 Prozent Rezyklat. Diese platzsparenden Preforms werden nun zum Getränkeabfüller gesendet. Nachdem diese die Preforms erhitzt haben, werden sie auf die Flaschengröße aufgeblasen. Wurden die neuen EinWeg mit Pfand PET-Flaschen etikettiert, sorgfältig gereinigt und befüllt, folgt der Transport in den Handel. Die Getränke stehen erneut für die Verbraucher bereit.

Das Recyclingverfahren der EinWeg Dose mit Pfand2

In 60 Tagen geht’s zwar nicht um die Welt, dennoch kommt die EinWeg Dose in dieser kurzen Zeit herum: vom Handel zum Verbraucher und über das Recycling wieder in den Handel. Weltweit wird keine Getränkeverpackung öfter recycelt als die Dose. Das liegt vor allem daran, dass die beiden wertvollen Rohstoffe Aluminium und teilweise Stahl ihre Grundlage bilden.3 Beides lässt sich bei gleichbleibender Qualität einschmelzen, recyceln, einschmelzen, recyceln ...

Die Pfandautomaten im Handel schlucken die von den Verbrauchern zurückgebrachten leeren Dosen und sortiert sie nach Stahl und Aluminium, um sie für einen effizienten Transport in das Recyclingwerk getrennt zu Ballen zu pressen. Dort angekommen, wird der aus Aluminium bestehende Ballen zerkleinert. Ein Magnet zieht möglicherweise vorhandene Eisenreste heraus. Das Entlacken der Dosen mit Hilfe von Heißluft markiert den nächsten Schritt, bevor sie in einem Recyclingofen erhitzt werden. Um die Schmelzausbeute zu optimieren – und so zugleich den Energieverbrauch zu reduzieren – geschieht das Unterrühren im Ofen durch einen Strudel von flüssigem Metall. Darauffolgend findet das Gießen zu tonnenschweren Metallblöcken, den Walzbarren, statt. Bereits einer enthält zwei Millionen Dosen! Im Walzwerk werden die Barren zu Blechen und Bändern planiert. Dieses Metall ist für die Produktion neuer EinWeg Dosen mit Pfand einsetzbar. Ist das Metall für andere Zwecke wie beispielsweise Bleche für die Automobilherstellung gedacht, erfolgt je nach Anforderung an die Beschaffenheit die entsprechende Zugabe anderer Metalle. Nach dem Erkalten des Aluminiumblocks wird er im Walzwerk zu Blech ausgewalzt. Dieses nutzen die Getränkehersteller zur Fertigung neuer Dosen.

Das Recyclingverfahren bei Einweg PET-Flaschen und Dosen4

Dieses Verfahren betrifft die Einweg PET-Flaschen und Dosen ohne Pfand sowie aus Verbundmaterialien bestehende Getränkeverpackungen wie z. B. Milch- oder Saftkartons. Es sind Verpackungen, die Haushalte entweder in den Gelben Sack oder in die Gelbe Tonne werfen. Diese leeren Verpackungen werden sortiert, entsprechend ihrer Materialien verwertet und den Herstellern wieder zur Verfügung gestellt. Der hierzulande wohl bekannteste Betreiber des Mülltrennungssystems ist Der Grüne Punkt – Duales System Deutschland. Pro Jahr sammelt, sortiert und verwertet allein dieses Unternehmen über zwei Millionen Tonnen Verpackungen mit modernsten Anlagen.

In den Sortieranlagen angekommen, werden kleinere und größere Verpackungen über Siebtrommeln getrennt: Abgesaugt werden Stoffe wie Folien, während ein Überbandmagnet Weißblechdosen herauszieht. Anschließend geht es zu einem Wirbelstromscheider, eine Apparatur, die Aluminiumdosen und Tuben identifiziert und sortiert. Ein weiteres Magnetfeld stößt die metallhaltigen Verpackungen über eine Trennwand ab und sammelt sie konzentriert. Nahinfrarot-Trenner übernehmen die Identifikation und Sortierung der diversen Verpackungsmaterialien wie beispielsweise leere Getränkeverpackungen und Kunststoffe über die unterschiedlich reflektierten Lichtspektren. Kontrolliert über einen Computer werden sie erfasst und in unterschiedliche Richtungen geschleudert. Das Ergebnis: Die verschiedenen Kunststoffarten wie PET, Polyethylen und weitere werden für die Wiederverwertung sortenrein getrennt und zu Ballen gepresst. Pro Jahr recycelt das Unternehmen 600.000 Tonnen Kunststoffmüll. Pro Tonne spart das im Vergleich zur Verbrennung in den Müllanlagen mehr als 1,26 Tonnen CO2 . Aus dem beinah sortenreinen Polypropylen entstehen Sekundärrohstoffe.

Der Weg der aus den PPT-bestehenden Ballen führt zum Schreddern in eine weitere Anlage. Auch hier zieht ein Überbandmagnet noch vorhandene metallische Teile heraus. Anschließend geht es zur Trennung in ein Bad, in die Schwergutfalle: Während leichte Kunststoffabfälle wie Polypropylen an der Oberfläche schwimmen, sinken gewichtigere Kunststoffe sowie Metalle ab. Ein neuerlicher Waschprozess steht an, um die Papierfasern aus den Etiketten herauszulösen und zu entfernen. Nach einem weiteren Bad in der Schwergutfalle gelangen die PPT-Teile in ein Trockengebläse. Abgefüllt als Mahlgut stehen die kleinen PPT-Schnipsel zur Verwendung für die Kunststoffindustrie bereit. Der Grüne Punkt verarbeitet die vorher sortierten und gereinigten PPT-Kleinteile ebenfalls weiter. In einem Extruder, einem Apparat, der meist in der Kunststoffindustrie genutzt wird, wird aus dem Mahlgut das hochwertige Zwischenprodukt Polypropylen-Regranulat. Dieses nutzt die Kunststoffindustrie zur Herstellung verschiedenster Artikel wie Blumentöpfe, Farbeimer, Körbe oder Transportkisten. Wünscht ein Hersteller der Kunststoffindustrie ein Produkt mit bestimmten Eigenschaften, fügt das Recyclingunternehmen die dafür erforderlichen Stoffe im Extruder hinzu. Im Gegensatz zur Neuproduktion von Kunstoffen benötigt das Recyclingverfahren kein wertvolles Erdöl. Der Energieverbrauch ist ebenfalls wesentlich geringer.

Das Recyclingverfahren bei Mehrweg Glasflaschen mit Pfand

Die Rückgabequote der Mehrweg Glasflaschen mit Pfand ist mit 99 Prozent sehr hoch. Sie können mehrere Male wiederbefüllt werden, bevor sie schließlich für die Produktion neuer Glasflaschen verwendet werden.

Das Recyclingverfahren bei Einweg Glasflaschen

Einweg Glasflaschen sind unter anderem Sektflaschen, Weinflaschen und andere leere Getränkeverpackungen, die im Glascontainer entsorgt werden. Für das Recycling ist die farbliche Trennung nach Weißglas und Grünglas entscheidend. Rote oder blaue Flaschen gehören stets in den Container für das Grünglas.

Glas lässt sich ohne Qualitätsverlust beliebig oft einschmelzen und zu neuen Flaschen oder anderen Produkten formen. Das Recyceln von Glas spart neben Rohstoffen wie Kalk, Soda und Quarzsand Energie, da es im Vergleich zur Neuerstellung von Glas früher schmilzt.5 Aus farbigem Altglas werden unter anderem Bierflaschen oder Flaschen für Medikamente, die bereits durch die Glasfärbung einen Lichtschutz bieten. Vor dem Schmelzprozess stehen das Sortieren der Glassorten sowie das Aussortieren möglicherweise vorhandener Fremdstoffe an. Kann etwas aufgrund der Größe, der Struktur oder der Verunreinigung nicht aufbereitet werden, ist es dennoch nicht verloren. Diese Anteile werden unter anderem verwendet, um Baustoffe aus Blähglasgranulat6 wie Leichtbeton oder Wärmedämmplatten7 zu fertigen. Selbst bei der Herstellung hervorgegangener Ausschuss wird wiederverwertet. Die letztendliche Bestimmung richtet sich nach den jeweiligen Anforderungen der Hersteller diverser Branchen an den Reinheitsgrad der Scherben.

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