EinWeg mit Pfand: zwischen Ruf und Wirklichkeit

EinWeg mit Pfand: zwischen Ruf und Wirklichkeit

Mit Ansichten ist es so eine Sache, nicht immer stimmen sie mit der Realität überein. Daher ist es unerlässlich, sie stets zu überprüfen, Fakten einzuholen und bei Bedarf die eigene Meinung zu revidieren. Das fällt mitunter nicht leicht. Der BGVZ hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, die Öffentlichkeit unermüdlich über die Getränkeverpackungen EinWeg mit Pfand aufzuklären. Notwendig ist dieses, da seit Einführung des Einwegpfandsystems im Jahr 2003 zahlreiche technologische Innovationen die Produktion und den Wertstoffkreislauf von EinWeg mit Pfand vorangetrieben und diesen inzwischen nahezu geschlossen haben. Hinter dem Erfolg stecken Getränkehersteller, Handels-, Verpackungs-, Getränke- und Recyclingunternehmen. Zusammen bilden sie einen Industriezweig und investierten einen zweistelligen Milliardenbetrag in Innovationen, um nachhaltig zu agieren. Kurz: Bei EinWeg mit Pfand hat sich seit Beginn dieses Pfandsystems sehr viel getan. Es ist an der Zeit, vorgefasste Meinungen und Realität zu vergleichen.

Vorurteil 1: Landet EinWeg mit Pfand im Meer?

Nein, sie landen in den Rückgabeautomaten!
Den meisten Abfall verursachen in erster Linie Entwicklungs- und Schwellenländer mit direktem Zugang zu den Meeren. Länder wie China, Indonesien, die Philippinen und Vietnam sind vor allem für die Verschmutzungen der Meere verantwortlich. Wertstoffkreisläufe und Pfandsysteme existieren dort nicht. Was weiterhin fehlt, sind ein ökologisches Bewusstsein und Handeln. Im europäischen Vergleich nimmt Deutschland bei der Rückgabe von EinWeg mit Pfand Getränkeverpackungen dagegen einen Spitzenplatz ein: 98,5 Prozent werden im bestehenden DPG Pfandsystem durch die Konsumenten zurück in den Wertstoffkreislauf gebracht und dann recycelt. Das schont Ressourcen und die Umwelt – vor allem, da einige Hersteller bereits jetzt PET-Getränkeflaschen aus 100 Prozent Rezyklat produzieren.

Vorurteil 2: Sind Glasflaschen ökologischer?

Das war einmal und ist lange her!
Die Packmittel wurden bei EinWeg mit Pfand in den letzten Jahren merklich reduziert, somit wurden diese Getränkeverpackungen leichter. Lag das Gewicht der 1,5-l-PET-Flasche im Jahr 2008 noch bei 35,5 g, verringerte es sich im Jahr 2018 auf 29,47 g. Das Gewicht einer 0,5-l-Dose betrug im Jahr 1992 19,4 g; im Jahr 2018 16 g.

Die Transportwege nahmen bei Einweg mit Pfand ebenfalls ab. Da zudem die leeren PET-Flaschen und Dosen direkt vor Ort gepresst werden, passen im Vergleich zu Glasflaschen deutlich mehr Getränkeverpackungen in einen LKW. Das wiederum bedeutet weniger Fahrten und somit weniger CO2-Emissionen. Bei den PET-Flaschen steigt zusätzlich die regionale Abfüllung, sodass kürzere Fahrstrecken erforderlich sind.

Befürworter des Mehrwegpfandsystems lassen die immens gestiegene Anzahl an Individualflaschen außer Betracht: Gab es im Jahr 1995 gerade einmal drei unterschiedliche Mehrweg-Flaschentypen, sind inzwischen über 1.500 unterschiedliche auf dem Markt; bei den Kästen gibt es sogar über 3.000 verschiedene1, insgesamt ein Marktanteil im Jahre 2017 von 37 Prozent. Individualflaschen haben einen großen Nachteil: Zur erneuten Abfüllung müssen sie zurück zum Ursprungshersteller transportiert werden. Und das oftmals über sehr weite Wege. Fehlgeleitete Flaschen müssen zusätzlich von den eigenen separiert werden – manuell oder durch kostspielige Apparate, die sich nicht jeder Hersteller leisten kann. Das Ergebnis: Mehrwegflaschen werden weniger oft befüllt, neue müssen unter hohem Energiebedarf produziert werden. Dennoch wurde bisher noch keine Ökobilanz für die Individualflasche erstellt. Einweg mit Pfand und Mehrweg müssen daher ökologisch neu bewertet werden. Unverständlich ist, warum das unterbleibt. Die Vorteile, die Mehrweg zu Beginn der Einführung des Pfandsystems einmal hatte, gibt es schon lange nicht mehr.

Vorurteil 3: Landen Dosen in der Umwelt?

Keineswegs!
Weltweit erreicht keine andere Getränkeverpackung die enorme Recyclingquote der Dose. Aluminiumdosen haben zudem einen unschätzbaren Vorteil: Bei gleichbleibender Qualität können sie wieder und wieder recycelt und für die Herstellung neuer Getränkedosen, für Autobleche oder weitere Produkte eingesetzt werden.

Das verringerte Gewicht der Getränkedosen, eine erhöhte Recyclingquote sowie optimierte Prozesse bei der Aluminiumherstellung und Dosenproduktion reduzieren die CO2-Emissionen deutlich. Das zeigt eine Studie von Metal Packaging Europe mit Sitz in Brüssel mit Daten aus dem Jahr 2016. Diese Studie umfasst die Rohstoffgewinnung, die Produktion und das End-of-Life. Untersucht wurden die in Europa hergestellten Dosen in den üblichen Größen von 25, 33 und 50 cl. Verglichen mit Zahlen aus dem Jahr 2006 sanken die Kohlenstoffemissionen im Durchschnitt um 31 Prozent, bei der 33 cl Dose gar um 33 Prozent.2 Wesentlich für diese positive Bilanz sind der um 12 Prozent verringerte Aluminiumbedarf, ein effizienterer Dosenherstellungsprozess, der sowohl den Strom- als auch den Wasserbedarf um 35 Prozent senkt, und das um 4 Prozent leichtere Dosengewicht, da weniger Aluminium benötigt wird. Zusätzlich hat sich europaweit die Recyclingquote im Jahr 2014 von 50 auf 73 Prozent enorm erhöht.3 Mit einer eindrucksvollen Recyclingquote bei der Dose von 98,5 Prozent ist Deutschland vorbildlich. Es sind die Konsumenten, die den Wertstoffkreislauf eifrig aufrechterhalten. Die EU fordert ab dem Jahr eine Rückgabequote von 90 Prozent; EinWeg mit Pfand hat dieses Ziel schon jetzt mehr als nur erreicht.

Das System EinWeg mit Pfand zeichnet sich durch hohe Rückgabequoten und technologische Innovationen aus. Sicherlich ist es leichter an vorgefassten Meinungen festzuhalten; angebracht ist es bei EinWeg mit Pfand jedoch nicht.

Quellenangaben

1 Auszählung Tomra und Rewe, 2015

2, 3 https://www.packaktuell.ch/newspool/neue-oekobilanz-zur-aluminium-getraenkedose-deutliche-reduzierung-der-kohlenstoffemissionen/

Zurück