Die Politik fordert
EinWeg mit Pfand ist in vielen Bereichen längst weiter

Single Use Plastics Strategy

Immer striktere EU-Richtlinien beschäftigen nicht nur die Industrie und den Handel rund um EinWeg mit Pfand. Die „Single Use Plastics Strategy“ (SUP) ist hierfür nur ein Beispiel. Ziel dieser Strategie ist es, den Plastikmüll, der in die Umwelt und in die Meere gelangt, durch Verbote bestimmter Kunststoff-Einwegprodukte einzudämmen.

Hintergrund der SUP-Richtlinie der Europäischen Union

Die SUP-Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates trägt die Richtlinien-Nummer 2001/42/EG. Sie beinhaltet die Prüfung der Umweltauswirkungen bestimmter Pläne und Programme.1 Die Ziele sind klar: Die Gesundheit der Menschen sowie die Umwelt sollen geschützt, die Qualität der Umwelt verbessert werden. Dazu gehört es, natürliche Ressourcen mit Bedacht und rationell zu nutzen.

Single Use Plastics Strategy: Beispiel Verschluss einer Getränkeverpackung

Artikel 6 dieser Strategie sieht vor, dass jeder Deckel bzw. Verschluss einer Getränkeverpackung während der vorgesehenen Verwendungsdauer fest mit der Flasche verbunden sein muss, wenn diese einen Großteil an Kunststoff enthält. Die Mitgliedstaaten müssen diese Single Use Plastics Strategy – und damit unter anderem die Tethered Caps – bis zum Jahr 2021 in nationales Recht umsetzen. Dass damit mehr Kunststoff benötigt wird, um Kunststoff zu vermeiden, behandelte bereits der Blog „EinWeg mit Pfand gedeckelt aus Brüssel“.

Sowohl der Ausschuss der Ständigen Vertreter der EU-Mitgliedstaaten (COREPER-Ausschuss, Comité des représentants permanents) als auch der Umweltausschuss des EU-Parlaments (ENVI) bekräftigten den Richtlinien-Entwurf vom 19.12.2018. Ende März 2019 verabschiedete schließlich das EU-Parlament diesen Entwurf. In Kraft treten wird die Richtlinie voraussichtlich Ende April/Anfang Mai. Nach einer Übergangsfrist müssen Deckel und Einwegflaschen ab dem Jahr 2024 fest miteinander verbunden sein.

Höhere Rückgabequoten für PET-Flaschen

Brüssel verlangt noch mehr. Bis zum Jahr 2025 sollten 77 Prozent aller PET-Flaschen von Sammelsystemen erfasst werden. Vier Jahre später liegt das von der EU festgelegte Ziel bei 90 Prozent. Bei der Rückgabe von EinWeg mit Pfand ist Deutschland im internationalen Vergleich längst Spitze: 98,5 Prozent werden im bestehenden DPG Pfandsystem durch die Konsumenten zurück in den Kreislauf gebracht. Erhöht wird jedoch nicht nur die Rückgabequote.

Höhere Rezyklatquoten für PET-Getränkeflasche

Neben den Tethered Caps und der gesteigerten Rückgabequote sind zudem höhere Rezyklatquoten für die Herstellung von PET-Getränkeflaschen vorgeschrieben. Ab dem Jahr 2025 verlangt Brüssel einen Anteil von mindestens 25 Prozent Rezyklat. Fünf Jahre darauf soll dieser Anteil mindestens 30 Prozent betragen. Strenger sieht es die Industrie. So beschloss die RAL Gütegemeinschaft Wertstoffkette PET-Getränkeverpackung einen Rezyklatanteil von 50 Prozent.2 Einer Studie der IK Kunststoff zufolge, liegt dieser Anteil aktuell bei 26,2 Prozent.3 Um die selbst gesteckten Ziele zu erreichen, müssen alle Teilnehmer der Wertschöpfungskette Hand in Hand arbeiten.

Spitzenleistung: Getränkeflaschen aus 100 Prozent Rezyklat

Auf gesetzliche Vorgaben warten die Unternehmen Lidl, Vöslauer und Römerquelle nicht. Sie setzen bereits eindrucksvolle Maßstäbe und produzieren schon EinWeg-Getränkeflaschen aus 100 Produzent Rezyklat!

© Lidl

100 Prozent bietet Lidl

Nachhaltige PET-Flaschen erhalten Kunden bei dem Supermarkt Lidl: Bei der Herstellung der Eigenmarke „Saskia“ (still) setzt das Unternehmen 100 Prozent Recyclingmaterial ein. Seit Mitte Mai informiert das Etikett „Flasche aus 100 Prozent recyceltem Kunststoff“ die Kunden. Dabei soll es nicht bleiben. „Wir wollen die Recyclingfähigkeit und den Rezyklateinsatz weiter erhöhen und insgesamt den Einsatz von neuem Kunststoff sukzessive reduzieren“, erklärt der Geschäftsleiter Zentrale Dienste bei Lidl Deutschland, Wolf Tiedemann.4 Bei Kunststoffverpackungen aller Eigenmarken strebt das Unternehmen 100 Prozent an. Schon jetzt haben der Anteil von 100 Prozent Recyclat und das leichtere Gewicht der Flaschen positive Folgen: 260.000 Tonnen neues PET wurden allein bei den „Saskia“ und „Freeway“ Flaschen eingespart.5 Das kommt dem Zuladungsgewicht von etwa 10.400 LKW (40 Tonner) gleich.

© Vöslauer

Vöslauer: Mit 100 Prozent ins Jahr 20196

Seit Januar 2019 bietet Vöslauer in Deutschland alle Mineralwasser in Flaschen aus 100 Prozent rePET an. Der Materialeinsatz ist – wie bei den Flaschen mit niedrigem Rezyklatanteil – ebenfalls gering: Im Vergleich mit anderen aus Rezyklat gefertigten Flaschen wird bei den rePET-Flaschen bis zu einem Viertel Material eingespart. Beim Recycling und beim Umgang mit wertvollen Rohstoffen vorauszudenken, ist bei Vöslauer selbstverständlich, „während in vielen Ländern erst die EU-Kunststoffstrategie ein Umdenken und Handeln bewirke (...).“ Der Erfolg der nachhaltigen Flaschen kommt nicht von allein. „Mit der 100 Prozent rePET Flasche ist uns ein echter Meilenstein gelungen, in dem viel Zeit und Entwicklungsarbeit steckt“, so der Geschäftsführer Herbert Schlossnikl. Nach und nach sollen bis zum Jahr 2025 alle PET-Getränkeverpackungen auf 100 Prozent rePET umgestellt sein. Von 3.300 Tonnen rePET wäre das eine Zunahme auf 5.500 Tonnen rePET. Um bei der Herstellung mehr Recyclingmaterial zu verwenden, ging das Unternehmen eine freiwillige Selbstverpflichtung ein, die bei der EU gemeldet ist.

© Römerquelle

Auch Römerquelle gibt 100 Prozent7

Das österreichische Unternehmen Römerquelle mit dem gleichnamigen Mineralwasser agiert ebenfalls vorbildlich und fertigt alle neuen PET-Flaschen aus 100 Prozent recyceltem PET. Das komplette Portfolio umzustellen, erreichte in Österreich bisher noch kein Unternehmen. Die gesetzliche Vorgabe für das Jahr 2030 aus Brüssel hat Römerquelle längst erfüllt.

100 Prozent recyceltes PET bedeuten bei der Flaschenherstellung im Unternehmen Römerquelle eine erhebliche Verringerung des CO2-Verbrauchs. So ‚sinke dieser Wert um bis zu 70 Prozent im Vergleich zu PET-Flaschen der ersten Generation – ohne Anteil von recyceltem Material.’

Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit müssen gleichwertig sein

Geht es um den Einsatz von Rezyklat, verhalten sich leider einige Hersteller noch sehr zurückhaltend. Die Ursache hierfür ist der hohe Rezyklat-PET-Preis, der bei aktuellen Neuwarenpreisen nicht wettbewerbsfähig ist. Daher setzen diese Produzenten aus Gründen der Wirtschaftlichkeit ausschließlich Neumaterial ein.

Genau das ist das Dilemma: Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit müssen die gleiche Bedeutung erlangen und nicht gegensätzlich betrachtet werden. Kurz: Nachhaltigkeit muss in Unternehmen zur Chefsache werden! Verantwortung für eine saubere Umwelt tragen alle – Hersteller, Unternehmen und Konsumenten. Es ist nicht genug, erst auf gesetzliche Verordnungen zu warten. Vorausdenken und umweltbewusstes Handeln ist für verantwortungsbewusste Unternehmen längst Pflicht.

Umstellungen erfordern jedoch Investitionen. Allein bei der gesetzlichen Vorschrift, Deckel und PET-Flaschen fest miteinander zu verbinden, ergab eine Studie von PricewaterhouseCoopers (PwC) wirtschaftliche Kosten in Höhe von 2,7 Milliarden Euro.8 Ein finanzieller Aufwand, der zugleich einen erhöhten Kunststoffverbrauch bedeutet. Das ist allerdings absurd.

Quellenangaben

1 https://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2001:197:0030:0037:DE:PDF

2 https://www.plastverarbeiter.de/81345/pet-flaschen-neue-zielmarke-50-prozent-rezyklat/

3 http://www.forum-pet.de/media/presse/detail.php?nID=82

4, 5 Presseinformation Lidl: „100 Prozent recyceltes PET in Getränkeflasche: Lidl setzt bei 1,5-Liter „Saskia still“-Wasserflasche ausschließlich auf Rezyklat“, 29.04.2019

6 https://www.neue-verpackung.de/63765/voeslauer-startet-in-deutschland-mit-100-prozent-repet/

7 https://www.leadersnet.at/news/36386,roemerquelle-produziert-alle-neuen-pet-flaschen-aus-100-prozent.html

8 UNESDA Soft Drinks Europe & EFBW European Federation of Bottled Waters: More plastic, more carbon emissions, more cost: Report Higlights environmental & economic impact of tethered bottle caps, 4.12.2018

Zurück