Das Parlamentarische Frühstück war ein Erfolg

Ökobilanzen als Entscheidungsgrundlage

Ökobilanzen als Entscheidungsgrundlage

„Bei der Einweg-Mehrweg Diskussion setzen wir auf Wissenschaftlichkeit und den größten ökologischen Nutzen. Deshalb werden wir für Ökobilanzen als Entscheidungsgrundlage zügig die einheitliche Methodik weiterentwickeln“1 – so steht es im Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD. Der BGVZ nahm diesen Impuls auf und veranstaltete am 12. Oktober 2018 ein Parlamentarisches Frühstück bei dem sich alles um "Ökobilanzen als Entscheidungsgrundlage" drehte.

Das Thema stieß auf hohes Interesse

Der Geschäftsführer des BGVZ, Herr Wolfgang Burgard, begrüßte die 40 teilnehmenden Personen. Ihr Interesse war groß. Schließlich verdeutlicht das verabschiedete und ab 01. Januar 2019 geltende Verpackungsgesetz, dass aktuelle Getränkeverpackungs-Ökobilanzen längst überfällig sind. Da die letzten veröffentlichten im politischen Kontext von 2010 stammen und das Jahr 2008/2009 beschreiben, ist das nicht verwunderlich.

Herr Burgard brachte es gleich zu Beginn auf den Punkt: Seit der Einführung des Pfandsystems im Jahr 2003 hat sich einiges getan – sowohl bei EinWeg mit Pfand sowie bei Mehrweg Getränkeverpackungen. Während beispielsweise EinWeg leichter wurde und sich der Einsatz von mehr Rezyklat bei den PET-Flaschen erhöhte, erfolgte bei Mehrweg eine Abkehr von der Poolflasche auf Individualflaschen. Die Entwicklungen unterstreichen die Dringlichkeit einer neuen Ökobilanz.

Bundestagsabgeordnete informierten über ihre Ausgangslage

Bei der Veranstaltung des BGVZ nahmen unter anderem die Bundestagsabgeordneten Frau Marie-Luise Dött (CDU) sowie Herr Michael Thews (SPD) teil. Beide legten mit Kurzimpulsen ihre politische Ausgangslage dar. Frau Dött erklärte, dass die Politik für Bewertungen wissenschaftliche Grundlagen braucht. Von dem neuen Verpackungsgesetz und der Kennzeichnung der Getränkeverpackungen verspricht sie sich mehr Klarheit im Handel. Anhand dieser könnten sich Verbraucher bewusster entscheiden. Ihrer Meinung agieren die Medien als Verstärker der steten Einweg-Mehrweg-Diskussion.

Herr Michael Thews erkannte durchaus die Fortschritte bei EinWeg mit Pfand und Mehrweg und sprach sich für Vielfalt aus. Wie Frau Dött betrachtete auch er die Kennzeichnung der Getränkeverpackungen als positiv. Zwar sei das bald in Kraft tretende Verpackungsgesetz ein guter Anfang, dennoch würden neue und vergleichbare Studien gebraucht.

Die Ergebnisse der ifeu-Studie

Grundlage der ifeu-Studie waren die seit 1995 publizierten Getränkeverpackungsökobilanzen für die durchschnittlichen deutschen Verhältnisse sowie interne Studien zu Einweggetränkeverpackungen, die durch engagierte Einzelunternehmen sowie durch spezialisierter Wirtschaftsgruppen bzw. Branchenvereinigungen beauftragt wurden. Für Mehrweg lagen vor allem Daten für diverse Einzelaspekte wie beispielsweise die Deloitte Studie zu Umlaufzahlen und Transportentfernungen vor. Auffällig ist, dass EinWeg mit Pfand um 25 Prozent leichter wurde, doch selbst diese Werte beziehen sich auf die Jahre 2010 bzw. 2015. Von 2005 bis 2015 sanken die Transportwege ebenfalls. Veränderungen gab es bei den Umlaufzahlen von Mehrwegsystemen, die abnahmen. Das Fazit von Herrn Benedikt Kauertz (ifeu) lautete: „Im Laufe der letzten 10 Jahre haben sich wesentliche Eingangsparameter für die ökobilanzielle Berechnung verändert. Die Auswirkungen auf die Vergleichsergebnisse sind nicht vollständig untersucht. Zudem erfüllen die bis dato vorliegenden Studien nicht die neuen methodischen Mindestanforderungen an Getränkeverpackungsökobilanzen, die das Umweltbundesamt hat erarbeiten lassen.“

Existierende Ökobilanzen sind überholt

Auf den Punkt gebracht lautet seine Erkenntnis: „Die derzeit im politischen Kontext verwendeten Ökobilanzen entsprechen nicht mehr zu 100 Prozent den aktuellen deutschen Verhältnissen.“2 Ökobilanzen hätten nur einen Wert, wenn sie die auf dem Markt vorhandenen Getränkeverpackungssysteme möglichst realitätsnah abbilden. Doch die neuesten publizierten Ergebnisse würden den Markt von vor zehn Jahren abbilden. Die bestehenden, von den Verbrauchern akzeptierten Getränkeverpackungen müssen jedoch weiter optimiert werden.

Die ifeu-Studie regte zur Diskussion an

Zwei Getränkesysteme existieren in Deutschland: EinWeg mit Pfand und Mehrweg. Dieses machte Herr Burgard nach der Präsentation der Studie den Anwsenden bewusst. Weiter präzisierte er, dass für die Erstellung der Ökobilanzen jedoch eine gute Datengrundlage notwendig sei. Frau Dr. Bettina Hoffmann (Bündnis 90/Die Grünen) wollte wissen, ob Pool Mehrweg nicht wieder optimiert werden könne. Herr Burgard erklärte, dass sich hierbei Marketing und Logistik gegenüberstünden. Zudem würde eine Umstellung auf Glasmehrweg zur einer Getränkewende führen, für die vor allem Verbraucher zu zahlen hätten.

Herr Kauertz von ifeu führte aus, dass Individual nicht grundsätzlich schlecht sein muss. Jede Situation müsse aber einzeln betrachtet werden. So könnten sie regional durchaus eine positive Ökobilanz haben. Bei weiten Distanzen sei jedoch das Poolsystem vermutlich überlegen.

Das erste Parlamentarische Frühstück des BGVZ war eine sehr erfolgreiche Veranstaltung mit äußerst interessierten Teilnehmern, einer erhellenden ifeu-Studie und einem angeregten Austausch. Jetzt fehlt nur noch eine aktuelle fundierte Ökobilanz.

1 https://www.cdu.de/koalitionsvertrag-2018
2 https://einweg-mit-pfand.de/studien.html

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